Das Vertrauen ist verloren
Interessengemeinschaft erläutert ihre Sorgen zur geplanten Deponie Rödder
Von Kristina Kerstan
Wie hoch sind 25 Meter? Sehr hoch, wie die Interessengemeinschaft Naturschutz Rödder beim Informationsabend zeigte. Denn vor dem Hotel van Lendt hatte der Verein kurzfristig einen Autokran aufgestellt. Und 25 Meter über dem Boden markierte ein Schild, wie hoch die von der Firma Remex geplante Deponie in Rödder, auf dem Gelände der ehemaligen Tongrube I Schnermann, eigentlich werden soll. Angesichts dieser Höhe zeigte sich Hubertus Trippens, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft, sehr verwundert, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung zu dem Schluss gekommen sei, es gebe keine Beeinträchtigungen in der Landschaft durch die Deponie.
Eins wurde an dem Abend schnell klar: Das Vertrauen in den Antragssteller, die Firma Remex, ist „gänzlich verloren“ gegangen, wie der Vorsitzende Rainer Leiermann betonte. Er erinnerte an den Remex Infoabend im April: „Von Vortrag zu Vortrag nahm die Anzahl der Stoffe dabei zu.“ Als „Milchmädchenrechnung“ bezeichnete er die Zahl von rund 25 Lkw pro Tag, die im Antrag stehe. Die Interessengemeinschaft rechnet mit insgesamt rund 300 Schwerlastbewegungen (Deponie sowie die weiteren ansässigen Betriebe auf der K 13 täglich. „Wir haben grundsätzlich nicht Polemik betrieben, haben grundsätzlich nichts gesagt, was wir nicht belegen können“, so der Vorsitzende.
Leiermann konnte zuvor Dr. Georg Nover, Geologe von der Uni Bonn, begrüßen. Nover, der sich an seinem Heimatort selbst erfolgreich über Jahre hinweg gegen eine geplante Restmülldeponie eingesetzt hatte, erläuterte seine Zweifel an der Standortsicherheit des Deponieberges in Rödder. „Die Ablagerung ist nicht homogen“, sagte er mit Blick auf die verfüllte Tongrube. „Materialeigenschaften sind örtlich variabel.“ Seine Befürchtung sei, dass die Folie, die das Sickerwasser der Deponie aufhalten soll, reißen werde. Auch Leiermann ging auf dieses Thema ein. Denn Auswaschungen aus der Deponie würden über den Bruns- und Kleuterbach in die Stever und so in den Hullerner Stausee gelangen – wo die Gelsenwasser AG ihr Trinkwasser gewinne.
Einen zeitlichen Abriss über das bisherige Verfahren gab Geschäftsführer Hubertus Trippens. Er erläuterte, dass Planungen von 1990 zunächst, nach dem Abbau der Grube, einen See vorgesehen hätten. 1996 sei dann die Verfüllung der Tongrube I genehmigt worden, nach Abschluss sollte ein Biotop entstehen. 2009 habe Remex angefragt, um auf dem Gelände der Tongrube II eine Deponie zu errichten. Dies habe der Kreis abgelehnt, aber eine mögliche Deponie auf dem Gelände der Grube I für denkbar geklärt. „Die Umweltbehörde des Kreises Coesfeld schlägt hier vor, anstelle eines Biotops eine Deponie anzulegen“, kritisierte Trippens.
Im Anschluss ging Claudia Baitinger vom BUND auf den beantragten Abfallartenkatalog ein, in dem sich aktuell noch 27 als gefährlich eingestufte Stoffe befänden. Darunter seien auch Massenabfälle, Abfälle, die in großen Mengen anfallen würden und lukrativ seien. Dazu gehörten etwa Schleifmittelsande.
Ein großes Lob von Bürgermeisterin Lisa Stremlau gab es zum Abschluss für die Interessengemeinschaft. Sie versprach, die Sorgen der Rödderaner ernst zu nehmen und sagte ihre Unterstützung zu.
Zum Thema
Kreis Coesfeld hat noch Fragen
Der Kreis Coesfeld, die zuständige Genehmigungsbehörde für die geplante Deponie in Rödder, bestätigte gestern auf DZ-Anfrage, dass eine Stellungnahme von Gelsenwasser zur geplanten Deponie vorliege. Daraus hätten sich weitergehende Fragen an den Antragsteller, die Firma Remex, ergeben. Zudem erwarte der Kreis noch weitere Unterlagen zu Landschaftsbild und Abfallarten. Man arbeite darauf hinaus, bis zum angepeilten Erörterungstermin im Dezember eine Diskussionsgrundlage zu schaffen.
weiter im Coesfelder Teil der DZ
7100 Unterschriften gegen Deponie
Experte der UNI Bonn hält Folienabdichtung für nicht sicher
Die bisherige Arbeit der Interessengemeinschaft Naturschutz Rödder ist beeindruckend. Erst Ende Juli gegründet, gibt es schon 185 Mitglieder. Gegen die von der Firma Remex beantragte Deponie in Rödder sind bereits etwa 7100 Unterschriften gesammelt worden. Und bei einer Informationsveranstaltung zur Deponie, die am Mittwochabend in Buldern stattfand, kamen rund 350 Interessierte. „Mit so vielen Leuten habe ich wirklich nicht gerechnet“, sagte Rainer Leiermann, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft.
Er sowie Geschäftsführer Hubertus Trippens stellten das Vorhaben der Firma Remex, die Chronik der Ereignisse und Planungen sowie die Sorgen der Anwohner, unter anderem im Bezug auf eine Verschmutzung des Wassers, vor. Dabei machten beide deutlich, dass man das Vertrauen in den Antragssteller verloren habe.
Als Gastredner war Dr. Georg Nover von der Universität Bonn gekommen. Der Geologe erläuterte, welche Bedenken er gegen die Absicherung der Deponie mit einer Folie, die verhindern soll, dass Sickerwasser ins Grundwasser gelangt, habe. Er sieht vor allem kritisch, dass die Deponie auf einer verfüllten Tongrube, die daher keinen homogenen Untergrund habe, geplant sei. Daneben befasste sich Claudia Baitinger vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) kritisch mit dem beantragten Abfallartenkatalog.
Quelle: Dülmener Zeitung vom 24.10.10
Lesen Sie dazu auch den Bericht
Gelsenwasser sorgt sich ums Grundwasser
von Berthold Fehmer in der Online Ausgabe der Ruhr Nachrichten vom 20.09.10