Die IHK positioniert sich zur Deponie in Rödder
Dülmen. Ein Artikel zur von Remex geplanten Abfalldeponie in Rödder im IHK-eigenen Magazin „Wirtschaftsspiegel“ erhitzt in Dülmen die Gemüter: Ausführlich kommt Remex-Geschäftsführerin Dr. Ulrike Kalthof in der Dezemberausgabe zu Wort und wirbt für eine kostengünstige Müllentsorgung, welche die Unternehmerschaft dringend brauche.
Durch kürzere Transportwege könne die Wirtschaft rund 1,4 Millionen Euro jährlich an Entsorgungskosten einsparen. Die Remex-Anlage entspreche zudem allen Anforderungen an eine moderne Deponie.
Auch die IHK betont in ihrem Beitrag, eine Mülldeponie der Klasse I sei dringend erforderlich, da es laut Recherchen der IHK-Industrieabteilung keine einzige solche Deponie im ganzen Münsterland mehr gebe: „Das führt dazu, dass die dafür vorgesehenen Abfälle häufig auf den Deponien der Klasse II landen“, wird Franz-Josef Tenbensel von der IHK zitiert. Und diese Deponien seien nicht verpflichtet, die Bau- und Abbruchabfälle anzunehmen. Der Druck für eine neue Deponie sei daher enorm.
Vor Ort stoßen die Remex-Pläne hingegen schon lange auf massiven Widerstand, die Interessengemeinschaft „Naturschutz statt Deponie in Rödder“ (BI) hat erreicht, dass sich die Dülmener Politik geschlossen gegen das Bauvorhaben stellt. Bundestagsabgeordnete und Landtagsabgeordnete geben sich beim BI-Vorsitzenden, Rainer Leiermann, die Klinke in die Hand, loben stets die sachliche Arbeit der BI, und sagen gern ihre Unterstützung zu. Auch der umweltpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Hans Christian Markert, hat jüngst versprochen, den Vorgang rechtlich prüfen zu lassen sowie mit dem Umweltminister zu besprechen. Auch mit Landrat Konrad Püning hat er zwischenzeitlich über das Thema gesprochen.
Die zentralen Gründe gegen die Deponie: Es gebe keinen Bedarf für eine solche Halde im Münsterland, erst importierter Müll aus dem nördlichen Ruhrgebiet mache die Anlage wirtschaftlich. Daher seien auch die 1,4 Millionen Euro Einsparung äußerst zweifelhaft, schreibt Leiermann in einer Stellungnahme zu dem IHK-Artikel. Die erhöhten Transportkosten aus dem Ruhrgebiet seien nicht gegengerechnet.
Außerdem haben die Gegner der Deponie, wie berichtet, erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Verfahrens – der BUND klagt derzeit vor dem Verwaltungsgericht gegen das Planverfahren, weil er eine Umweltverträglichkeitsprüfung vermisst.
Was der IHK-Beitrag vermuten lässt, nämlich dass ein erheblicher Bedarf für die Remex-Deponie besteht, muss der Kreis Coesfeld erst noch prüfen. „Warum hat Remex den Bedarf nicht längst nachweisen können?“ fragt sich Leiermann in seinem Schreiben an die IHK.
Auch die Grünen im Kreis Coesfeld haben bereits schriftlich auf den IHK-Artikel reagiert: „Ich fordere die IHK auf, ihrem einseitig am Wohl einer Firma orientierten Artikel eine sachliche Darstellung aus Sicht aller Betroffenen folgen zu lassen“, fordert Willi Kortmann.
Für Eckhardt Goeske, Leiter der IHK-Industrieabteilung, ist es hingegen ganz selbstverständlich, dass die Firma Remex großen Raum in dem aktuellen Beitrag einnimmt: „Immer, wenn es um derartige Bauprojekte geht, sind die Unternehmen natürlich erste Ansprechpartner für uns.“ Eines steht für ihn fest: „Es gibt, und das ist völlig unbestritten, einen Bedarf an einer derartigen Abfalldeponie in der Region.“
„Wir wollten die Wirtschaft im Münsterland darauf hinweisen, dass Remex eine solche Deponie plant, und nicht die gesamte politische Auseinandersetzung zusammenfassen“, erklärt IHK-Sprecher Guido Krüdewagen. Wer sich vertieft informieren wolle, fände in dem Artikel sowohl die Verlinkung zur Remex-Internetseite als auch zu den Deponiegegnern.
VON MARKUS MICHALAK
Quelle: DZonline vom 21.12.11