Leserbrief in der DZ vom 02.09.10 „Zeit sich zur Wehr zu setzen“
Deponie Rödder
Betr: „Unterschriften‘ gegen Deponie“, DZ vom 30. August
Die Sommerpause ist vorbei und die anstehenden Probleme haben sich leider nicht von selbst gelöst. Das Umweltamt des Kreises Coesfeld feilt weiter an der Genehmigung einer Mülldeponie mit hohem Schadstoffanteil auf der ersten der insgesamt vier Tongruben in Rödder. Die Dülmener Stadtverwaltung wäscht ihre Hände in Unschuld. Bei Rethmanns reibt man sich in freudiger Erwartung der Gewinne die Hände.
Doch die schönsten Träume und Planungen werden häufig von ungewollten Ereignissen eingeholt: Am 17. Mai verunglückte im Autobahnkreuz Castrop-RauxelOst ein mit 24 Tonnen Rückständen aus der Müllverbrennungsanlage Oberhausen beladener Gefahrguttransporter, der auf dem Weg zu einer unterirdischen Deponie im ostdeutschen Teutschental bei Halle war. Das Deponiegut war mit Furanen und Dioxinen, auch bekannt als Sevesogift, belastet. Vier Ersthelfer wurden verseucht und mussten dekontaminiert werden. Die Autobahn war für zwölf Stunden gesperrt und 120 Feuerwehrmänner verhinderten das Schlimmste. Nur aufgrund der günstigen Wetterlage, es regnete nicht und es war nahezu windstill, bestand für die Bevölkerung angeblich keine Gefahr. Die Untersuchung einer ersten Materialprobe ergab. dass die Schadstoffbelastung des freigesetzten Materials um das Dreifache höher war, als durch die Begleitpapiere ausgewiesen (die WAZ berichtete).
Was hat dieser Unfall mit der Deponie in Rödder zu tun? Im beantragten Abfallartenkatalog für die Deponie in Rödder sind ausdrücklich auch Rückstände aus Müllverbrennungsanlagen aufgeführt. Im Aufsichtsrat der Müllverbrennungsanlage Oberhausen sitzen nicht nur Vertreter der Fa. Remondis und damit der Fa. Remex, sondern auch der Leiter des Umweltamtes Kreis Coesfeld Dr. Foppe. Das Umweltamt ist Genehmigungs- und künftige Aufsichtsbehörde und die Fa. Remex wird Betreiber der neuen Deponie. Und: Aufsichtsräte sind am wirtschaftlichen Erfolg ihrer Unternehmen beteiligt.
Am 19. Mai hatte ich Frau Stremlau als Bürgermeisterin schriftlich gefragt, ob es einen Notfallplan für eventuell verunfallte Giftmülltransporte auf Dülmener Gebiet gebe – immerhin sei mit einer zusätzlichen Lkw-Belastung von durchschnittlich 80 Lkw pro Tag zu rechnen.
Die schriftliche Antwort der Verwaltung vom 7. Juli lautete wie folgt. „Für den Anlieferungsverkehr mit durchschnittlich 25 Fahrzeugen pro Tag und der transportierten Abfallart ist kein Notfallplan erforderlich. Der Transport erfolgt nur von Unternehmen, die über eine entsprechende Fach- und Sachkunde verfügen und eine behördliche abfallrechtliche Transportgenehmigung besitzen. Giftmüll soll nicht abgelagert werden.“
Diese Antwort zeigt deutlich, wie wenig sich unsere Volksvertreter mit dieser Problematik auseinander setzen. Die Zeit ist gekommen sich zur Wehr zu setzen und sowohl unsere, als auch die Interessen unserer Nachkommen zu vertreten und zu verteidigen.
Andre Bennemann
Weitenkamp 23
48249 Dülmen
Quelle: Leserbriefe in der Dülmener Zeitung vom 02.09.10