Nach mir die Sintflut
Deponie Rödder
Nach mir die Sintflut
Betr.: Leserbrief „Die Sau durchs Dorf treiben„, DZ vom 2.12.
Leserbriefschreiberin K. Fimpeler-Demski ist umweltbewusst und sorgt sich um (das ein oder andere) „unerlaubte Feuerchen im Garten“ der Bauerschaft Rödder ebenso wie „die eine oder andere Batterie oder Leuchtstoffröhre im normalen Mülleimer“.
Eine 25 Meter hohe Deponie mit jetzt noch 27 „gefährlichen Stoffen“, so der offizielle Begriff im Planfeststellungsverfahren (übrigens allein durch Proteste von 128, dann auf 35 und jetzt auf 27 gekürzt), für die Ewigkeit im Wassereinzugsgebiet für Trinkwasser angelegt, beunruhigt sie nicht.
Im LANUV-Fachbericht 25 (Langzeitbeständigkeit von Deponieabdichtungen) des Landes Nordrhein-Westfalen im Jahr 2010 (Recklinghausen 2010) wird festgestellt, dass über 100 Jahre hinweg ingenieurtechnisch keine Aussage für die Sicherheit einer Deponie gemacht werden kann (auch eine Deponieanlage wie in Rödder geplant, ist gemeint).
„Bei realistischer Einschätzung ist davon auszugehen, dass es die nachsorgefreie Deponie im Regelfall nicht geben wird und deshalb auf langfristige Unterhaltungsmaßnahmen nicht verzichtet werden kann“(I) (S. 32).
Auf fällige Reparaturen, gegebenenfalls „Neubau einzelner Systemkomponenten wird ausdrücklich hingewiesen.
Wer macht das? Wer hat die Aufsicht? In den nächsten „paar 100″ Jahren!
Das „renommierte Entsorgungsunternehmen mit entsprechendem Background“ ist nach 30 Jahren aus jeder Pflicht entlassen und hustet uns was.
Wie repariert man eigentlich bei Grundwasserschäden eine Dichtungsfolie unter einer 25 Meter hohen Deponie von der vier- bis fünffachen Größe des Dülmener Marktplatzes?
Von all diesen Problemen weiß die Leserbriefschreiberin nichts, kritisiert aber die Deponiegegner.
Welche damit verbundenen Kosten (und Umweltverschmutzungen ganz anders als „ein Feuerchen“), in der Zukunft auf unsere (und ihre) Enkel und Urenkel zukommen — kein Problem.
Ihr Trinkwasser kommt doch aus dem Wasserhahn.
Und nach mir die Sintflut.
Hubertus W. Trippens
Rödder 68 a
48249 Dülmen
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Wenig Sachkenntnis
Betr.: „Die Sau durchs Dorf treiben“ und „Schweigende Mehrheit“, DZ v. 2.12.
Kurz gesagt, beide Leserbriefe zeugen von wenig Sachkenntnis über die geplante Deponie Rödder. Neben Bodenaushub und Bauschutt sollen hier 85.000 Kubikmeter kontaminierte Stoffe eingelagert werden, und nicht Hausmüll, Frau Fimpeler, und nicht Stoffe, die verbrannt werden können, Herr Fischer. Diese Stoffe, die zum allergrößten Teil nicht aus dem Kreis Coesfeld kommen werden, sind Abfälle aus der industriellen Produktion mit einem gewissen Kontaminationspotenzial.
Die Ängste der Bevölkerung, vor allem der nächsten Anwohner, ins Lächerliche zu ziehen, ist vollkommen unangebracht. Fest steht heute schon, dass die geplanten Pumpleistungen bei einem Hochwasser nicht ausreichen werden, die anfallenden Wassermengen ordnungsgemäß abzuführen. Falls es dabei zu einer Auswaschung der kontaminierten Stoffe kommt, könnten das Grundwasser, die Acker der umliegenden Bauern und sogar durch die Zuflüsse das Trinkwasser im Halterner Stausee betroffen sein. Auch ein Verwehen dieser Stoffe bei der Anlieferung ist nicht auszuschließen. Der Deponieberg von 25 Meter Höhe soll auf der bisher verkippten Fläche durch eine Folie gesichert werden. Da der Untergrund aber nicht fest genug ist, sind Setzungsschäden zu erwarten, so dass die Folie reißen könnte. Dass diese Fläche jahrzehntelang gesichert werden muss und keinem anderen Zweck zur Verfügung steht, machen sich nur wenige Leute klar. Wenn die Entsorgungsbranche heute wirklich so „penibel und akkurat“ arbeitet, wie Frau Fimpeler meint, warum hat dann die Firma Remex Naturschützer und Anwohner über den wahren Inhalt der Deponie monatelang getäuscht, gestützt von Beamten der Kreisverwaltung, die doch an sich für uns Bürger da sein sollen?
Haben Sie, Frau Fimpeler, noch nichts von Asse, vom PCB-Skandal Dortmund, von Verkehrsunfällen von Transportern mit diesen Stoffen gehört?
Die Deponie ist nicht nur eine Angelegenheit der Bewohner von Rödder, sondern mindestens aller Kreisbewohner.
Leider reicht der Platz in einem Leserbrief nicht, Ihnen zu erklären, was ein Biotopverbund ist und welchen Stellenwert das geplante Biotop darin gehabt hätte. (Oder vielleicht doch noch haben wird?)
Dieses Biotop wurde uns Naturschützern im Verkippungsverfahren 1996 zugesagt. Auch darum kämpfe ich mit der IG Rödder für die alte Planung.
Johannes Brunner
NABU Buldern
Tellenstraße 10
48249 Dülmen
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Fragen über Fragen
Betr.: Leserbrief „Die Sau durchs Dorf treiben“, DZ vom 2.12.
…froh sein, dass sich ein renommiertes Entsorgungsunternehmen … Warum macht Remondis das nicht selber, warum gründet man eine kleine Firma mit wenig Kapital und wie verhält sich diese kleine Firma nach 30 Jahren wenn der Pachtvertrag ausgelaufen ist?
Fragen über Fragen!
Das renommierte Unternehmen Remondis weiß warum. Nach 30 Jahren gehören uns allen diese Altlasten, deren Pflege bezahlen wir teuer mit Steuergeldern, jahrzehntelang.
Erben tun es auch unsere Kinder. Da sie sich ja voll im Bereich der Entsorgungstechnik auskennen, können sie ja auch ruhig schlafen.
Sie ziehen ja auch kein Wasser aus dem Boden, um es zu trinken, das tun nur die paar Haustüren an der K13, für mich sind es allerdings Menschen. Sämtliche Tiere unseres Hofes müssen auch dieses Wasser trinken.
Robert Mevenkamp
Rödder 96
48249 Dülmen
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Liste studieren
Betr.: Leserbrief „Die Sau durchs Dorf treiben“, DZ vom 2.12.
Es ist halt so, dass viele nicht wissen, um welche Abfälle es hier geht. Das ist auch bei der Verfasserin des Leserbriefes wohl so. Ich glaube nicht, dass sie nur einen der 27 gefährlichen Stoffe selbst produziert, geschweige denn über ihre Tonne entsorgt. Schon lange ist amtlich, dass es sich um eine Deponie für gewerbliche Abfälle handelt. Abfälle die auch zum Teil aus dem Ausland stammen. Die Abfälle werden nicht hier im Kreis produziert und auch nicht von Privaten. Hier wird geschickt das Kreislaufwirtschaftsgesetz umgangen.
Dieses Gesetz soll eigentlich dafür sorgen, dass jeder seinen Müll nicht weit von seiner Haustür entsorgt. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz und die Liste der 27 gefährlichen Stoffe sollte die Verfasserin doch mal studieren und dann in sich kehren.
Stefan Wübbelt
Mitwick 10
48249 Dülmen
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Achtung haben
Betr.: Leserbrief „Die Sau durchs Dorf treiben“, DZ vom 2.12.
Dass die paar Haustüren in Rödder keine Rolle spielen, haben wir schon im April von Remex durch die Blume erfahren. Hinter den paar Türen an der K13 leben Familien mit Kindern, auch wenn es für sie nur wenige sind, es sind Menschen wie du und ich. Die Schreiberin des Leserbriefes sollte Achtung auch vor Minderheiten haben.
Jutta Artmann
Rödder 62
48249 Dülmen
Quelle: Leserbriefe in der Dülmener Zeitung vom 5.12.10