Umdenken tut Not
Betr.: „Protest mit richtig viel PS“, DZ vom 22.11.
Meine Aufgabe als Vereinsmitglied war es, während der Kundgebung weitere Unterschriften zu sammeln. Während die Redner und viele Demonstranten sich mit bunten und kreativen Schildern und Transparenten auf dem Marktplatz versammelten, versuchte ich am Rande des Geschehens Menschen aufmerksam zu machen und aufzuklären.
„Haben Sie denn den 25 Meter hohen Kran schon gesehen?“
„So hoch soll der Müllberg werden, in unserer schönen Landschaft?“
Staunen.
„Müll? Ja, ich habe ja auch Müll in meinen Tonnen. Der muss ja schließlich irgendwohin.“
„Nein, um diesen Müll geht es in Rödder nicht. Da wird Industriemüll von weit her, von der Industrie endgelagert. Wenn wir das nicht verhindern.“
Staunen.
„Und das lassen die Politiker zu?“
„Mit Müll lässt sich viel Geld verdienen“.
Staunen.
Aufklärung tut Not. Bewusstmachen ist wichtig. Mir ging es auf einmal gar nicht mehr nur um noch mehr Unterschriften. Mir wurde klar in den vielen Gesprächen, dass die Menschen gar nicht wissen, was um uns herum geschieht. Das Vertrauen in die Politiker und die Wirtschaft und die Verwaltung schwindet. Was brauchen wir Menschen denn wirklich von den giftigen Stoffen, die in unserer einzigartigen Parklandschaft endgelagert werden sollen? Würden sie auch produziert, wenn überall Widerstand entsteht? Je billiger und problemloser der schädliche Müll deponiert werden kann, desto eher wird er auch produziert. Brauchen wir diese Stoffe wirklich zum Leben? Ein Umdenken in der Bevölkerung, in Verwaltung und Wirtschaft ist dringend notwendig, denn wir Menschen von heute haben die Verantwortung, dass unser Planet Erde auch für unsere Kinder und Kindeskinder bewohnbar ist, nachdem wir ihn verlassen haben.
Wenn ich dereinst nicht mehr von dieser Welt bin, möchte ich nicht, dass unsere Enkelkinder, Großstadtkinder, sagen: „Dülmen, nein, da will ich nicht hin, da wächst ein gefährlicher Giftberg.“
Ich wünsche mir stattdessen, dass sie gern nach Dülmen kommen und sagen: „Hier war es schön mit Opa und Oma im Grünen, in der Natur.“
Lydia Weingartz-Thomas
Hülsenweg 102 a
48249 Dülmen
Quelle: Leserbriefe in der Dülmener Zeitung vom 26.11.10