Landrat vom Bürgerwillen beeindruckt
Buldern. Als sich Landrat Konrad Püning von den Mitgliedern der Interessengemeinschaft (IG) Naturschutz Rödder und Dülmens Bürgermeisterin Lisa Stremlau verabschiedet, hat er keine Hand mehr frei. In zwei dicken Aktenordnern stecken die 15.678 Unterschriften, die IG-Vorsitzender Rainer Leiermann und seine Mitstreiter am Donnerstag im Kreishaus übergeben haben. Zudem händigten die Deponiegegner ihre 50-seitige Stellungnahme aus, die noch mal mit Gutachten und Einschätzungen anderer Organisationen ihre Sicht der Dinge darstellt und belegt.
„Ich bin beeindruckt“, gestand Landrat Püning. „Fast 16.000 Unterschriften dokumentieren ganz deutlich den Bürgerwillen. Da können wir nicht einfach drüber weg und zur Tagesordnung übergehen.“ Püning und der zuständige Fachbereichsleiter Dr. Ansgar Scheipers sicherten zu, die Stellungnahme genau zu studieren und den aufgeworfenen Fragestellungen nachzugehen. Man sei auch dabei, den Bedarf einer solchen Deponie im Rahmen der Regionalplanung genauestens zu prüfen.
Wie berichtet, hatte die Firma Remex beim zuständigen Kreis Coesfeld den Antrag auf Errichtung und Betrieb einer Deponie in Rödder auf dem Gelände der ehemaligen Tongrube I der Firma Schnermann gestellt. Seit Anfang 1998 verfüllt das Unternehmen die Grube I mit unbelasteten Bodenmaterialien, ebenso die benachbarte Tongrube II. Jetzt soll eine Deponie mit 234 Abfallarten, von denen 27 als besonders gefährlich eingestuft sind, dort entstehen.
Landrat Püning machte im Gespräch deutlich, dass der Kreis Coesfeld nicht der Antragsteller, sondern die genehmigende Behörde sei. Püning ließ aber durchblicken, dass „der Vortrag des Antragsstellers in mehreren Punkten bislang nicht ausreichend ist. Hier müssen befriedigende Antworten her.“
Wann ein Erörterungstermin in der Sache stattfinden kann, ließ Püning offen. Dieser war ursprünglich für September vergangenen Jahres angesetzt und dann in den März verschoben worden. Püning machte deutlich, dass erst entschieden werde, wenn alles wasserdicht sei und keine Fragen mehr offen seien. IG-Vorsitzender Rainer Leiermann wies darauf hin, dass die zweite Stellungnahme seines Vereins wesentlich sachlicher aufgebaut sei. „Wir wollen keine Polemik und Hetze.“ Daher seien derzeit die Aktivitäten der Deponiegegner auch zurückgefahren worden. „Es bringt jetzt nichts, mit Demonstrationen Druck aufzubauen.“ Gleichwohl werde hinter den Kulissen weitergearbeitet, um für alle Fälle gerüstet zu sein.
Dülmens Bürgermeisterin Lisa Stremlau unterstützte und lobte die Deponie-Gegner am Donnerstag im Kreishaus. „Respekt und Anerkennung für diesen Einsatz. Ich habe nicht mit dieser Dynamik gerechnet.“
Stremlau machte aber auch deutlich, dass im bisherigen Antragsverfahren einige Fehler gemacht worden seien. Die Öffentlichkeitsarbeit sei nicht immer gut gewesen. „Auch durch Falschaussagen der Firma Remex sind Ängste und Sorgen entstanden, die bis heute geblieben sind.“ Leiermann: „Das Vertrauen ist weg.“
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VON JÜRGEN PRIMUS
Quelle: DZonline vom 17.3.11