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Scharfe Kritik an Remex
Infoveranstaltung der Deponie-Gegner stößt auf überwältigende Resonanz
Von Kristina Kerstan
DÜLMEN. Die Grundwassermessstelle R6, wo kritische Werte festgestellt wurden, lag nur wenige Meter weiter rechts. Die frühere Tongrube, wo die Firma Remex eine Deponie der Klasse I plant, hatte Rainer Leiermann im Rücken. Und vor sich die rund 200 Teilnehmer, die der Einladung der IG zum Hof Mevenkamp gefolgt waren. Eine Resonanz, die Leiermann positiv überraschte. Das sei einfach überwältigend, stellte der Vorsitzende der Interessengemeinschaft (IG) Naturschutz Rödder zufrieden fest.
Seit fünf Jahren kämpft die IG gegen die geplante Deponie auf dem Gelände einer früheren Tongrube. Leiermann erinnerte in seinen Ausführungen an die Mitte der 90er-Jahre gemachten Zusagen, dort nach der Verfüllung ein Feuchtbiotop einzurichten. Das müsse endlich umgesetzt werden, forderte er. In Kurzform ging Leiermann auf die Geschehnisse seit 1990 ein und warf sowohl Remex als auch der Kreisverwaltung vor, mit Tricksereien seit Jahren die Voraussetzungen für eine Deponie schaffen zu wollen. „Das Biotop war nichts anderes als ein trojanisches Pferd, mit dem Ziel einer Deponie von 25 Metern“, stellte er fest. „Wir kämpfen darum, dass wir das bekommen, was uns 1996 versprochen wurde.“ Zudem sieht er erhebliche Unstimmigkeiten beim Betrieb der Bauschuttaufbereitungsanlage.
Leiermann betonte, dass die Entscheidung über eine Deponie eine Abwägungsentscheidung der Kreisverwaltung sei. „Der Landrat ist in seiner Entscheidung frei und kann unter Berücksichtigung der aus seiner Sicht wichtigen Belange abwägen“, sagte der Vorsitzende.
Neben der scharfen Kritik am Verfahren erläuterte er auch das zweite große Argument der IG, warum in Rödder keine Deponie errichtet werden soll: Der Standort sei schlichtweg ungeeignet. Das anvisierte Areal verfüge über verschiedene Untergründe mit verschiedenen statischen Eigenschaften, führte er aus. Er fürchtet Verwerfungen, bei denen die als Abdichtung gedachte Kunststofffolie beschädigt werde. Sickerwasser aus der Deponie könnte so ins Grundwasser gelangen.
Auch auf die landesweite Bedarfsanalyse zu Deponien, die das Land NRW durchgeführt hat, ging Leiermann kurz ein. „Der Bedarf ist nie unser Thema gewesen“, verdeutlichte er. Einen landesweiten Bedarf leugne die IG nicht. Allerdings gebe es diesen eher in anderen Regierungsbezirken.
Als Gäste hatte der IG-Vorsitzende zuvor die beiden grünen Landtagsabgeordneten Christian Gaumitz und Hans Christian Markert begrüßt. Letzterer, zugleich umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion, lobte ausdrücklich die akribische Arbeit der IG: „Die Menschen in Rödder lassen sich nicht hinter die Fichte führen.“ Der Widerstand fruchte offensichtlich, stellte er mit Blick auf die zahlreichen Anwesenden, die zum Teil mit Plakaten und Transparenten gekommen waren, fest.
Das weitere Vorgehen der Interessengemeinschaft erläuterte der Vorsitzende: Die IG werde weiter zu dem Thema recherchieren, betonte Rainer Leiermann, und notfalls klagen, um die Deponie zu verhindern. Am Widerstand der Rödderaner ändere auch die Ankündigung der Remex, auf die Ablagerung von gefährlichen Stoffen in Rödder möglicherweise komplett zu verzichten, nichts.
Grundwasser
Ausführlich ging Rainer Leiermann auf die erhöhten Werte an der Grundwassermessstelle R6 in Rödder ein, nahe der früheren Tongrube, die die Remex erst verfüllt hatte und wo sie nun eine Deponie plant. Zwischen 2006 und 2013 seien bei mehr als einem Dutzend Stoffen wie Blei, Mangan oder Sulfat Messergebnisse nahe am oder über dem Grenzwert festgestellt worden, so der IG-Vorsitzende. Die Verunreinigungen könnten nicht aus der Landwirtschaft kommen, betonte Leiermann. Die IG vermutet einen Zusammenhang mit dem Verfüllen der Tongrube und äußert den Verdacht von illegalen Ablagerungen. Dies bestreitet die Remex: „Die Tongrubenverfüllung als Quelle der erhöhten Messwerte einzustufen, ist auf Grundlage der vorhandenen Lage zur Tongrube und der Grundwasserfließrichtung (von der Messstelle zur Tongrube) wenig plausibel.“ Der Grünen-Abgeordnete Hans Christian Markert kündigte an, den Fall zur Ursachenforschung an die Stabsstelle für Umweltkriminalität heranzutragen.
Quelle: DZonline bzw Dülmener Zeitung vom 22.8.2014
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